Die aufklärerisch-empfindsame Neubestimmung von Einsamkeit in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist, so die These dieses Beitrags, aufs Engste mit der Umgestaltung des überlieferten Gattungsgefüges in dieser Zeit verbunden. Das einsame Selbstgespräch nämlich bestimmt die Kommunikationsstruktur der drei kurzzeitig populären Gattungen Briefroman, Monodrama und lyrisches Gedicht. Begreift man Goethes „Werther“-Roman als Reflexion und Radikalisierung dieser historischen Gattungsästhetik der Autokommunikation, lässt sich seine literaturgeschichtliche Bedeutung präziser fassen als mit der bisher gängigen Bezeichnung als ‚monologischer Briefroman‘.
This article argues that the revaluation of solitude in the Age of Enlightenment and Sentimentality is closely connected to changes in the traditional system of literary genres which took place in the second half of the 18th century. The soliloquy profoundly shapes the aesthetics of three fashionable literary genres: the epistolary novel, the monodrama and the lyrical poem. Examining how Goethe’s novel “Werther” reflects and radicalises the genre aesthetics of auto-communication allows us to make a more precise determination of its significance in literary history than its current description as a monologue disguised as letters.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2014.04.03 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 4 / 2014 |
Veröffentlicht: | 2014-12-16 |
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