Die Ausgabe 20/2012 des Hamburger Wochenblattes „Die Zeit“ brachte eine kleine Stilkunde als Beilage. Unter den Schriftstellern, die dort als stilistische Vorbilder angeführt werden, befinden sich mit Heine und Nietzsche einige der bekanntesten Polemiker deutscher Sprache. Der Verdacht drängt sich auf, es bestehe ein mehr als nur zufälliger Zusammenhang zwischen literarischem und dezidiert polemischem Schreiben. Umso verwunderter nimmt man zur Kenntnis, dass diese Thematik in der literaturwissenschaftlichen Forschung nach wie vor keine besondere Beachtung genießt, auch wenn sie in einer Reihe von Arbeiten immer wieder durchscheinen mag. Schon aus diesem Grund verdienstvoll ist die 2010 veröffentlichte Studie von Andreas Stuhlmann, die auf eine Hamburger Dissertation von 2005 zurückgeht und bereits in ihrem Titel auf diesen Zusammenhang aufmerksam macht.
Der Forschungslage bzw. deren Defiziten geschuldet, beginnt das Buch mit einer Art Gesamtüberblick über das Feld ‚Literarische Polemik‘ vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Dabei wird zunächst eine Klärung des Begriffs Polemik in rhetorischer und literarästhetischer Hinsicht versucht, welche die heikle Gattungsfrage – ist die Polemik eine eigenständige Textsorte? – zwar benennt, eine eindeutige Antwort aber schuldig bleibt. Immerhin ließe sich Polemik mit Aristoteles als eine ,Redeweise‘ denken, die einen Text mehr oder weniger stark dominiert; und dort, wo sie konstitutiven Charakter gewinnt, tradierte Gattungsmuster dergestalt in den Hintergrund drängt, dass man geradezu gezwungen wird, von einer Polemik zu sprechen. Möglicherweise ist das bei Stuhlmann gemeint, wenn er schreibt, „dass Polemik nicht als ein stilistisch, formal bzw. stofflich bestimmtes literarisches Genre oder als übergeordnete Gattung von Texten zu verstehen ist“. Aber als was stattdessen, verrät der Autor nicht.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2013.04.14 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 4 / 2013 |
Veröffentlicht: | 2013-12-18 |
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