Ausgangspunkt dieser Studie sind Mikhail Bahktins Überlegungen zum Parzival. Der russische Theoretiker, des Französischen beinahe unkundig, war bei der Suche nach mittelalterlichen Vorläufern des modernen Romans praktisch auf die deutsche Literatur angewiesen und glaubte, in Wolframs vielschichtigem und verflochtenem Text einen solchen gefunden zu haben. Der repräsentative höfische romancier, Chrétien oder Hartmann z. B., schreibe nach Bahktin nur monoglossal: den unveränderlichen Standpunkt eines einzelnen Erzählers einnehmend, spreche er immer nur mit einer Stimme. Die unvergleichlich kompliziertere Gralsgeschichte Wolframs sei dagegen eine heteroglossale Erzählung: der Dichter erziele seine subtilen Effekte durch eine Vielfalt von ineinanderverschlungenen Erwartungen bezüglich Genre und Handlung, die er im Leser erwecke. Er wechsele immer wieder die Erzählhaltung, rede stets mit verschiedenen Stimmen und schlage damit den Weg ein, der zu den Romanen eines Tolstois führe.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.1998.03.10 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 1998 |
Veröffentlicht: | 1998-07-01 |
Seiten 430 - 431
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