„Nihil novi sub sole“, es gibt nichts Neues unter der Sonne, verkündet desillusionierend der Prediger Salomo (Pred. 1,9) und vergißt dabei abschließend auch nicht, auf die endlose Nichtigkeit des vielen Büchermachens hinzuweisen (Pred. 12,12). Dem setzt die von Christian Meierhofer vorgelegte Bremer Dissertation in ihrem Titel pointiert entgegen „Alles neu unter der Sonne“, eine Position, die ihre Legitimation aus der Freisetzung allseitig interessierter menschlicher curiositas aus einer verpflichtenden theologischen und moraldidaktischen Blicklenkung gewinnt.
Als literatur- und medienhistorisches Korrelat eines solchen Emanzipationsprozesses, dessen Beginn die Arbeit um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert ansetzt, zeitlich parallel zu den radikalen Pluralisierungserfahrungen, wie sie aus der Medienrevolution des Buchdrucks, der Entdeckung der Neuen Welt und der konfessionellen Spaltung resultieren, schlägt Meierhofer die bemerkenswerte Konjunktur von Sammelschrifttum zu sehen vor, das heterogenes Textmaterial unter unterschiedlichen, zunehmend weniger dominant sich geltend machenden Rahmenvorgaben zusammenstellt. Solche Kompilationen von Verschiedenstem, wofür als kleinster gemeinsamer Nenner vielfach nur Kürze, Prosa und Abwechslungsreichtum namhaft gemacht werden können, als Textformat eigener Dignität in den Fokus literaturwissenschaftlicher Aufmerksamkeit gerückt zu haben, darin besteht das große Verdienst dieser Untersuchung.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2013.04.08 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 4 / 2013 |
Veröffentlicht: | 2013-12-18 |
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