Die Prosa des deutschsprachigen Realismus stellt ihr ästhetisches Programm auf textueller Ebene in Frage: Die Erzählungen inszenieren die Grenzen der Wirklichkeitsdarstellung, indem sie im selbstreflexiven Gestus ihre poetischen und narrativen Schwierigkeiten kommentieren, ‚realistische‘ Referenzillusionen zu schaffen. Die Verortung der selbstreferentiellen Dimension im sonst häufig durch Fremdreferenz gekennzeichneten Literaturprogramm des Realismus ist seit den sprachkritisch orientierten Arbeiten von Martin Swales, Rolf Holub, Eva Geulen und Eric Downing keine Neuigkeit mehr. Es ist die ausgezeichnete Leistung von Christiane Arndt, diese in ein neues Licht zu setzen, indem sie das selbstreflexive Moment der realistischen Texte mit den außerliterarischen Kulturpraktiken des Sammelns und Ordnens kontextualisiert. Nach der Theorie Niklas Luhmanns, die die Arbeit nachhaltig inspiriert hat, ist reine Selbstreferenz gar nicht möglich, sondern muss immer im Bezug auf die Umwelt, also als Einheit der Differenz von Selbst- und Fremdreferenz gedacht werden.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2010.02.16 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2010 |
Veröffentlicht: | 2010-11-30 |
Seiten 305 - 307
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