Harald Haferland greift in seinem Buch ein seit den Arbeiten von Milman Parry und Albert B. Lord in der Mediävistik intensiv diskutiertes, aktuelles Thema auf: Mündlichkeit und Schriftlichkeit – und gibt ihm eine erstaunliche Wendung: Die Heldendichtung des hohen und späten Mittelalters sei in erster Linie mündlich tradiert und auswendig vorgetragen worden. Erwägungen zur memorialen Konzeption heldenepischer Texte sind in jüngerer Zeit mehrfach geäußert worden, doch Haferland baut die These von der Mündlichkeit heldenepischen Erzählens zu einem umfassenden Erklärungsmodell für die Fassungsvielfalt der überlieferten Heldendichtung aus und sucht sie übergreifend in der Faktur der Texte zu belegen. Die erhaltenen Handschriften seien als Gedächtnisstützen vor dem Vortrag verwendet worden und die Fassungen als Diktate eines oder mehrerer Sänger zu erklären. Charakteristika der Texte wie die Beweglichkeit von Textpartien oder das Auftreten von Laut- und Satzhülsen bestimmt Haferland seiner These gemäß nicht als ‚fingierte Mündlichkeit‘ einer etablierten Schriftkultur, sondern als Gedächtnisstützen in einer fortexistierenden Mündlichkeit.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2008.01.15 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2008 |
Veröffentlicht: | 2008-04-25 |
Seiten 134 - 139
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