Während das lyrische Werk von Else Lasker-Schüler aufmerksam rezipiert wurde, haben sich bisher nur wenige Studien mit ihrer Prosa beschäftigt, vielleicht, weil sie der Forschung bis vor kurzem als zweitrangig galt. Die vorliegende Untersuchung von Iris Hermann betritt also mit ihrer Konzentration auf die Prosa wichtiges literaturwissenschaftliches Neuland.
Ihr Bogen ist weit gespannt, reicht er doch von dem Peter-Hille-Buch (1906) bis zu Das Hebräerland (1937); allerdings unterscheidet Hermann in ihrer Studie nicht zwischen Früh- und Spätwerk der Autorin. Sie will keine Entwicklungslinien aufzeigen, sondern Lasker-Schülers Texte durchgehend unter einem, wie sie es nennt, „mythopoetischen Blick“ betrachten und analysieren. „Mythopoetisch heißt zum einen, daß die Kunst sich auch neue mythische Strukturen zu geben in der Lage ist (als Mythopoiesis) und es weist zum anderen darauf hin, daß Mythos und Kunst zusammen aufgefunden werden.“ (S. 9) Mythisches wird somit von Hermann als eine Form poetischer Ästhetisierung gelesen. Ausgehend von dieser Grundlage, liefert die Vf. keine rein philologische oder hermeneutische ‚Interpretation‘ der Texte, sondern versucht diese vielmehr in einem Dialog mit anderen Texten, die den mythischen Diskurs um die Jahrhundertwende entscheidend bestimmt haben, zu lesen.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.1999.02.13 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 1999 |
Veröffentlicht: | 1999-07-01 |
Seiten 312 - 314
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