In der reich überlieferten mittelalterlichen Judaslegende wird die Geschichte des Judas, wie Evangelien und Apostelgeschichte sie berichten, mit einer Inzesterzählung nach dem Vorbild der Ödipusfabel verbunden. Einer verbreiteten Auffassung zufolge hat dies die erzähltechnische Funktion, die Figur mit zusätzlicher Schuld auszustatten und damit noch entschiedener zu negativieren. In der folgenden Untersuchung wird dagegen die These vertreten, dass der Protagonist der Judaslegende mittels unterschiedlicher erzählerischer Strategien emotionalisiert, fiktionalisiert und bis zu einem gewissen Grade auch zu einem Helden stilisiert wird.
In the legend of Judas, preserved in many manuscripts from the Middle Ages, the story of Judas from the gospels and the Acts of the Apostles is linked with a tale of incest similar to that of the Oedipus legend. It is a common view that this has the narrative function of adding guilt to the figure of Judas, thus making it even more negative. In this article the author advocates the opposite position: That the protagonist of the Judas legend is emotionalised, fictionalised and to a certain extent stylised into a hero by means of a number of narrative strategies.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2001.03.06 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 2001 |
Veröffentlicht: | 2001-07-01 |
Seiten 394 - 412
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