Rudolf Borchardt hat unverkennbar Konjunktur. Spätestens seit Botho Strauß’ emphatischer und aktualisierender Re-Lektüre, erfreut sich Borchardt nicht nur in der öffentlichen Diskussion der Feuilletons, sondern auch im internen literaturwissenschaftlichen Diskurs zuvor nie gekannter Popularität. Dabei war lange Zeit Adornos Wertschätzung, neben Werner Krafts freundschaftlicher Würdigung,1 beinah alles, was Borchardt noch vor dem vollständigen akademischen Vergessen bewahrte. Umso bemerkenswerter ist es, dass in den letzten Jahren allein vier Monographien und zwei Sammelbände3 zu Borchardts OEuvre erschienen sind, welches zudem durch die Erstveröffentlichung einer Reihe nachgelassener Schriften4 stetig anwächst. Zu einem großen Teil ist dies mit Sicherheit das Verdienst der Rudolf-Borchardt-Gesellschaft, deren Vorsitzender Kai Kauffmann nun mit seinem aktuellen Sammelband eine pointierte Bestandsaufnahme der regen Forschungsdiskussion der letzten Jahre vorgelegt hat. Gleichzeitig macht Gerhard Schuster mit der posthumen Veröffentlichung des in italienischer Sprache verfassten fragmentarischen Nachrufs „Stefan George 1868–1933“, erstmals ein weiteres Kapitel der Auseinandersetzung Borchardts mit Stefan George zugänglich. Der Nekrolog verdeutlicht nochmals die typische Argumentationsstruktur Borchardts in der langanhaltenden Konfrontation mit George und seinem Kreis: prinzipielle Würdigung des Dichters bei gleichzeitiger Diskreditierung des Menschen George. Alle in diesem Zusammenhang vorgebrachten Invektiven gegen George sind indes bereits aus anderen Texten Borchardts zu George hinlänglich bekannt. Der erstmals veröffentlichte Nachruf ist so vor allem aus werkgeschichtlichem Blickwinkel interessant, eröffnet aber kaum wirklich neue Forschungsperspektiven.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2005.04.12 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 4 / 2005 |
Veröffentlicht: | 2005-10-01 |
Seiten 628 - 631
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