Dass von der Idee eines Menschen im Stand vorkultureller Unschuld eine bleibende Faszination ausgeht, zeigt u.a. die eben in deutscher Übersetzung erschienene Novelle „Das wilde Kind“ von T.C. Boyle. Boyle lässt darin die Geschichte des Findlings Victor von Aveyron, der wie ein Mensch aussieht, sich aber wie ein Tier verhält, als er im Jahr 1797 in Südfrankreich gefunden wird, von einer Taubstummen erzählen. Wie nun Nicolas Pethes’ Untersuchung „Zöglinge der Natur“ zeigt, hat dieses Arrangement seine eigene kulturgeschichtliche Logik: Geht es um die Ergründung der ‚wahren Natur des Menschen‘, sind für die experimentierfreudige Aufklärungszeit vor- und außerkulturelle ‚Wolfskinder‘ von ebenso großem Interesse wie geographisch entrückte ‚Wilde‘ oder eben sozial isolierte Taubstumme (vgl. S. 62–72). Unter allen diesen ‚Zöglingen‘ kommt just Victor von Aveyron, so Pethes, besondere Bedeutung zu:
Die verschiedenen Berichte, die im Anschluß an seine Entdeckung über das wilde Kind von Aveyron angefertigt wurden, stehen im Spannungsfeld der […] Ablösung eines naturhistorischen durch einen experimentalwissenschaftlichen Zugang zur menschlichen Natur.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2011.02.09 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2011 |
Veröffentlicht: | 2011-10-19 |
Seiten 290 - 293
Um unseren Webauftritt für Sie und uns erfolgreicher zu gestalten und
Ihnen ein optimales Webseitenerlebnis zu bieten, verwenden wir Cookies.
Das sind zum einen notwendige für den technischen Betrieb. Zum
anderen Cookies zur komfortableren Benutzerführung, zur verbesserten
Ansprache unserer Besucherinnen und Besucher oder für anonymisierte
statistische Auswertungen. Um alle Funktionalitäten dieser Seite gut
nutzen zu können, ist Ihr Einverständnis gefragt.
Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Notwendige | Komfort | Statistik
Bitte wählen Sie aus folgenden Optionen: