Wie hat man sich die Genese der französischen Heldenepik, der Chanson de geste, vorzustellen? Was geht den ältesten schriftlichen Aufzeichnungen aus dem 12. Jahrhundert voraus? Gab es mündliche Vorläufer? Und wenn ja, wie sahen sie aus? Um diese Fragekomplexe, die bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts zwischen Traditionalisten, Individualisten und Neotraditionalisten heftig umstritten waren und die Forschungsdebatte auf dem Gebiet der französischen Heldenepik dominierten, ist es in den letzten Jahren und Jahrzehnten ruhiger geworden, ohne dass man indes zu allseits akzeptierten Lösungen gefunden hätte. Umso ungewöhnlicher und zugleich verdienstvoller ist es, dass Nils Borgmann in seiner Heidelberger Dissertation einen, im Kern auf romantische Vorstellungen des 19. Jahrhunderts zurückgehenden, vereinzelt jedoch auch in neueren Arbeiten diskutierten Aspekt aus dem Feld der Entstehungstheorien um die französische Heldenepik aufgreift und einer kritischen Sichtung unterzieht: eventuelle mündliche Austauschbeziehungen zwischen romanischer und germanischer Heldenepik, die auf gemeinsame fränkische Wurzeln während der Karolingerzeit zurückzuführen seien und vor deren Verschriftlichungen im Hochmittelalter lägen.
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2015 |
Veröffentlicht: | 2015-03-26 |
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