Unter den Romanen des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts ist Anton Ulrichs „Römische Octavia“ sicherlich derjenige, der den Germanisten mit letzter Ehrfurcht zurückschrecken lässt. Drei Bände, jeder ein Großroman, schrieb der Herzog mit Mitarbeitern in den späten 1670ern. Eine Generation später nahm er den Faden wieder auf, um 1707 eine sechsbändige Ausgabe fertigzustellen. Die Witwe seines Nürnberger Verlegers brachte deren Restexemplare 1711 unter aktualisierten Titelblättern ein weiteres Mal in Erinnerung, wohl weil ihr der Autor bereits damit drohte, ihre Ausgabe zum Ladenhüter zu machen. Von 1712 bis zu seinem Lebensende brachte Anton Ulrich eine gänzlich überarbeitete Neufassung in Braunschweig heraus. An ihren Fortsetzungsbänden diktierte er bis in die letzten Tage seines Lebens. Thomasius, Liselotte von der Pfalz und Leibniz reagierten auf das Werk, das zu gar keinem Ende mehr kommen wollte. Der Herzog selbst äußerte sich mit Selbstironie darüber, dass er nun endlich in die Fußstapfen des verfemten „Amadis“ trat. Der mit der postumen Vollendung und Drucklegung betraute Sekretär musste sich wenig später mit den Erben auseinandersetzen. Erst in den 1760ern erschien ein siebter Band fernab in Wien, der allerdings nur bedingt den letzten Diktaten folgte. Unveröffentlichte und unvollständige Manuskripte liegen noch immer in Wolfenbüttel.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2005.04.08 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 4 / 2005 |
Veröffentlicht: | 2005-10-01 |
Seiten 612 - 615
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