Die prinzipielle Problematik autobiographischen Schreibens als einer Grenzbewegung zwischen retrospektiver Selbstvergewisserung und sprachlicher Herstellung des Ich erfährt im Fall von Überlebenden der Shoah eine Radikalisierung, die sich in einer geradezu aporetischen Schreibsituation manifestiert. Der auf Einholung einer vergangenen individuellen Erfahrung zielende Schreibimpuls sieht sich mit einem Ereignis konfrontiert, das gerade durch die Destruktion sämtlicher das autobiographische Unterfangen stabilisierenden Faktoren gekennzeichnet ist. Angesichts eines Geschehens, das mit dem Subjektstatus des Betroffenen jede lebensgeschichtliche Kohärenz und Sinnhaftigkeit zerstört hat, unabgeschlossen in die Gegenwart hineinragt und sich in seiner Ungeheuerlichkeit der sprachlichen Repräsentation entzieht, ist das Reden immer auch ein Zurückdrängen des Schweigens. Der nicht abreißenden Folge von literarischen Auseinandersetzungen mit der Shoah liegt, nur scheinbar paradox, Sprachlosigkeit zugrunde.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2004.02.10 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2004 |
Veröffentlicht: | 2004-04-01 |
Seiten 298 - 303
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