Der Wechsel von Vergils "Aeneis" zu Homers "Ilias" als dem verbindlichen Eposund Stilideal im europäischen 18. Jahrhundert zeigt nicht nur eine weiträumige Geschmacksverschiebung an, sondern beschließt die Ablösung der vor allem am lateinischen Kanon ausgerichteten Regelpoetiken und ihres Literaturverständnisses insgesamt. Das neue (griechische) Epos-Ideal im deutsch- und englischsprachigen Raum steht auf nachzuzeichnende produktive Weise in Konkurrenz mit dem aufsteigenden modernen Roman, dessen auf die Mobilisierung der Sinne - die ,Imagination' - angelegte Lektüre ihrerseits für das Epos-Konzept Bedeutung erlangt. Die Imagination individueller Schicksale und vergangener, symbolisch geschlossener kultureller Räume entspringen derselben Quelle und werden doch zu Konkurrenten auf dem Buchmarkt. Diese Verschiebungen und Konkurrenzen entwickeln sich immer deutlicher seit Thomas Blackwells "Untersuchung über Homers Leben und Schriften" (1735) und können bis in die Gegenwart verfolgt werden.
The change from Vergil's Aeneid to Homer's Illiad as the definitive ideal of epic style in 18th century Europe shows not only a large-scale shift in taste, but also marks the end of poetic rules based on the Latin canon and their whole concept of literature. The new (Greek) epic ideal in the German- and English-speaking countries is in a productive competition with the new form of the novel, as will be shown. The reading of the novel with its mobilisation of the senses - the imagination - is in turn significant for the concept of the epic. In both cases the imagination of individual fates and past, symbolically closed cultural areas comes from the same source, which makes them into competitors at the book market. These shifts and rivalries have developed with greater clarity since the publication of Thomas Blackwell's "An Enquiry into the Life and Writings of Homer" (1735) and can be traced right up to the present day.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2003.02.02 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2003 |
Veröffentlicht: | 2003-04-01 |
Seiten 161 - 183
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