Was hier in drei gewichtigen Bänden geboten wird, ist dem Untertitel zu entnehmen: es handelt sich um ein Wortfamilien-Wörterbuch, das vom Autor gleichzeitig als erster Band einer Reihe von ähnlich angelegten Sprachstadienwörterbüchern des Deutschen verstanden wird. Aus der Abfolge von synchronen Wortfamilien-Wörterbüchern erhoffen sich Splett und sein Münsteraner Kollege Franz Hundsnurscher eine geeignete Grundlage für eine Geschichte des deutschen Wortschatzes. Die Schwierigkeiten der Erfassung der mhd., frühnhd. und nhd. Wortfamilien werden freilich erheblich größer sein als bei jener des noch einigermaßen überschaubaren und vor allem lexikographisch gut erschlossenen Althochdeutschen. Über Möglichkeiten und „Probleme des sprachstufenübergreifenden Wortschatzvergleichs“ hat sich auch F. Hundsnurscher geäußert. Daß unsere Kenntnis historischer Wortschatzbestände überlieferungsbedingt begrenzt und oft einseitig ist, ist den beiden Autoren natürlich wohl bewußt. Mir scheinen die sich daraus ergebenden Probleme beträchtlich. Viele Wörter, die erst im Mhd. oder später, z. T. erst in den heutigen Dialekten erstbelegt sind, muß es dennoch auch schon im Ahd. gegeben haben, andere, die seit dem Ahd. oder dem Mhd. schriftlich nicht mehr belegt sind, leben in manchen Dialekten bis heute weiter. Es mag sein, daß der Kernbestand des deutschen Wortschatzes so gut überliefert und lexikographisch erschlossen ist, daß solche Probleme für die Grundstrukturen der Entwicklung periphär bleiben. Sie sind bei dem Konzept einer Strukturgeschichte des deutschen Wortschatzes nach Wortfamilien, in dem der Hinzugewinn und Verlust von Wörtern natürlich eine wichtige Rolle spielen muß, aber in jedem Fall mitzubedenken.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.1998.01.25 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 1998 |
Veröffentlicht: | 1998-01-01 |
Seiten 150 - 153
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