DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2015.02 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2015 |
Veröffentlicht: | 2015-06-26 |
Heutige Rekonstruktionen der Hermeneutik um 1800 beziehen sich zumeist ausschließlich auf autorbezogene Aspekte der Interpretation, doch bleibt neben den dafür üblicherweise eingesetzten Sinnkonzepten der einst bekannte Verstehensgrundsatz des sensus auctoris et primorum lectorum unbedacht. Seine Reformulierung in aktueller Theoriesprache zeigt indes bis heute zentrale Funktionen für die Interpretationstheorie und -praxis auf.
Dass der Erstdruck von Kellers „Sinngedicht“ in der „Deutschen Rundschau“ erfolgt, ist zum Gemeinplatz der Forschung geworden – interpretatorische Konsequenzen haben sich jedoch daraus bislang kaum ergeben. Hier wird aus mediengeschichtlicher Perspektive erstmals die Zeitschrift als Experimentierfeld begriffen, dessen Medieneffekte die innovative Ästhetik des „Sinngedichts“ in der charakteristischen Konstellation von Naturwissenschaft und Literatur, diskursiver und thematischer Universalität, Collagetechnik, Variationsprinzip und Serialität konstitutiv mitprägen.
Aufbauend auf einer kursorischen Geschichte der Begriffe ‚Rechtssprichwort‘, ‚Rechtsspruch‘ und ‚Rechtssatz‘ (I.) soll in diesem Aufsatz gezeigt werden, welche Funktion die in Kafkas „Proceß“ verwandten imaginären (III.) und diskursiv abgesicherten Rechtssprichwörter besitzen. K. glaubt, dass sie die sprachliche Verlautbarungsform von Rechtssätzen sind und daher den Charakter von Rechtsstaatsgaranten haben. Daher bezieht er sich zu seiner Verteidigung auf Rechtssätze (IV., VI.), von denen er, freilich zu Unrecht, denkt, dass sie im Strafrecht seiner Zeit verankert sind. Dieser Anspruch wird jedoch durch die nicht-kodifizierte, mündliche Tradierung der Rechtssätze unterlaufen.
Der Aufsatz geht der Frage nach, ob der Chor, der Schiller zufolge auf die Verkörperung auf der Bühne angewiesen ist, im Theatertext Funktionen erfüllen kann, die über die Implikation der Aufführung hinausgehen. Exemplarisch wird in Stücken von Heiner Müller, Tankred Dorst und Elfriede Jelinek nach Momenten gesucht, in denen der Chor durch Sprechakte eine Ebene der Inszenierung in den Text integriert und so eine Unabhängigkeit von der Aufführung auf der Bühne erreicht.
Wolf Haas’ Roman „Verteidigung der Missionarsstellung“ (2012) greift auf schriftbildliche Verfahren der Konkreten Poesie zurück. Auch wenn der Text dabei immer wieder den verstehenskonstitutiven Verlauf der Lektüre mit einem simultanen Gestaltsehen überblendet, will er beides gleichwohl strikt voneinander getrennt wissen. Die für die „Verteidigung“ zentralen metaisierenden Verfahren werden auf diese Weise als eine Lektürehaltung ausgewiesen, die als Kippfigur funktioniert.
Johann Joachim Eschenburg (1743–1820) war ein Gelehrter mit weitgespannten Interessen, der im Verlauf seiner über fünfzigjährigen Lehrtätigkeit eine Vielzahl von Wissensbereichen bearbeitet hat; angefangen bei der Philosophie, ebenso die Literatur, Musik, die bildenden Künste und Teile der Naturwissenschaften, wobei er insofern eine breite Wirksamkeit entfalten konnte, als er auch für Friedrich Nicolais „Allgemeine Deutsche Bibliothek“ als Rezensent tätig war. Nach dem Studium in Leipzig und Göttingen wurde er 1767 auf Empfehlung von Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem (1709–1789) ans Braunschweiger Collegium Carolinum berufen, zunächst als Lektor und dann als außerordentlicher Professor.
„Was Prosa eigent. sei, hat noch niemand gesagt.“ Dieser Bemerkung aus Friedrich Schlegels „Fragmenten zur Litteratur und Poesie“ von 1797 ist bis heute wenig hinzuzufügen. Im Unterschied zu Schlegel blicken wir heute allerdings auf die immense Erfolgsgeschichte zurück, die literarische Prosagattungen im 19. und 20. Jahrhundert begründet haben und in deren Licht es um so erstaunlicher erscheint, dass der Begriff der Prosa nach wie vor theoretisch unterbestimmt ist – es sei denn, man erklärte den Befund selbst zum Teil der Definition und stellte fest, dass es eben diese Unbestimmtheit gewesen ist, die der modernen Prosa ihre Karriere ermöglicht hat.
Während die Werke Hugo von Hofmannsthals oder Stefan Georges seit Jahrzehnten historisch-kritisch aufgearbeitet werden (und deren Frankfurter resp. Stuttgarter Gesamtausgaben mittlerweile vor dem Abschluss stehen), wartete das Werk Arthur Schnitzlers bis vor kurzer Zeit noch überhaupt auf eine umfassende wissenschaftliche Edition. Das komplette Tagebuch konnte zwar von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften vorbildlich herausgegeben werden, für das literarische Œuvre ließen sich nötige Ressourcen jedoch erst in den jüngsten Jahren an verschiedenen Stellen bereitstellen, und selbst dies z.T. noch nicht in hinreichender Form, wie noch aufzuweisen sein wird.
„Die attische Tragödie ist so grandios, daß sie nie aufhörte, sehr unterschiedliche, ja widersprüchliche Interessen zu befriedigen“ – mit diesem Satz eröffnete Karl Heinz Bohrer seine 2009 erschienene Studie über „Das Tragische“. Fünf Jahre und die drei dicken Tragödienbücher von Wolfram Ette, Bernhard Greiner und des jüngst erschienenen von Hans-Thies Lehmann später gestaltet sich die Interessenlage – und sei es für kurze Zeit – etwas übersichtlicher.
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