DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2017.02 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2017 |
Veröffentlicht: | 2017-07-03 |
In seiner grundlegenden Untersuchung zu Hölderlins Dionysos hat Momme Mommsen darauf hingewiesen, dass die Formulierung „der gemeinsame Gott“ in der Elegie „Stutgard“ aus der römischen Literatur entlehnt ist. Der folgende Beitrag erprobt eine Deutung von Mommsens Beobachtung und versucht so die noch immer unterschätzte Relevanz der römischen Literatur für das Verständnis von Hölderlins Dichtung exemplarisch aufzuzeigen. Insbesondere versprechen die hermeneutischen Implikationen der fast nebensächlich anmutendenden Reminiszenz neue Einsichten in Hölderlins Soteriologie.
Der Text rekonstruiert werkübergreifend Genese und Funktion von Schillers Form- Begriff und bestimmt zugleich seine Position im Formdenken des 18. Jahrhunderts. Dabei zeigt sich, dass der Autor den Begriff zunehmend vom systematisch nahestehenden Begriff der Gattung ablöst und den daraus erwachsenden selbstständigen ästhetischen Formbegriff mit einem anthropologischen in einer Weise vermittelt, in der Freiheit und Form als reziprokes Bedingungsverhältnis erscheinen.
Der Beitrag erläutert den Begriff der Applikation literarischer Texte. Anders als in der traditionellen Hermeneutik wird darunter eine Kategorie für die empirische Erforschung einer Form des Umgangs mit Literatur verstanden, bei der Rezipienten Gehalte des Textes mit ihrer Erfahrungswirklichkeit in Beziehung setzen, um lebensweltlich relevante Einsichten zu erlangen. Am Beispiel der zeitgenössischen Rezeption von Goethes „Stella“ (1776) soll demonstriert werden, dass ‚Applikation‘ eine wichtige und bisher nicht hinreichend beachtete Kategorie ist, um in literaturgeschichtlicher Perspektive den außerwissenschaftlichen Umgang mit literarischen Texten empirisch zu untersuchen.
Hinter „Elf Söhne“ verbärgen sich ‚literarische Mystifikationen‘ von Kafka-Texten, meinte man lange. Vor dem Hintergrund von Kafkas intensiver Bibellektüre und in Hinsicht auf das Religionsthema des „Landarzt“-Bandes lässt sich aber zeigen, dass die Söhne bedeutende Figuren der jüdischen Tradition aufrufen, die zum Anlass für eine sorgenvolle Reflexion über den Zustand des Judentums in der Moderne und für eine bilderkritische Revision der Überlieferung im Sinne von Kafkas ‚Neuem Judentum‘ werden.
Mit dem Rückgriff auf die Theorie Paul Ricœurs von „Zeit und Erzählung“ lassen sich die Kinoszenen im „Zauberberg“ im Hinblick auf die übergreifende Zeit-Poetik des Romans lesen. Greifen wiederum, wenn sich das Zeit-Erzählen in Literatur und Film so ähnelt, Ricœurs Konzepte auch in Bezug auf das Kino? Das soll eine Analyse der Zeitdarstellung in Stanley Kubricks „The Shining“ zeigen, die dort nicht nur überraschende Parallelen zum „Zauberberg“ eruiert, sondern auch eine ausgeklügelte Zeit-Poetik im Sinne Ricœurs vorfindet.
Diese Untersuchung basiert auf einem akribischen Vergleich des im Max Frisch- Archiv (Zürich) aufbewahrten Typoskripts mit der Erstausgabe von 1957 und allen wichtigen späteren Editionen bis in die Gegenwart. Fazit: Der „Homo faber“ (und wohl nicht nur er) bedarf dringend einer gründlich korrigierten Neuausgabe.
Die Neuedition aller lyrischen Gedichte Klopstocks in der HKA ist mit den vorliegenden Bänden I und III nun abgeschlossen, nachdem der epigrammatische Werkteil bereits 1982 als Band II erschienen war. Ausgangspunkt der Neuedition ist im Fall der „Oden“ die letzte Werkausgabe nach dem Autorwillen (von 1798 bzw. postum 1804) und im Fall der „Geistlichen Lieder“ die maßgebliche, zweibändige Erstausgabe (von 1757/58 bzw. 1769). Zugleich maßgeblich und zu ersetzen war für die „Oden“ die bisher einzige historischkritische Edition (von 1889). Für die „Geistlichen Lieder“ ist sogar zu konstatieren, dass sie bis dato gar keiner solchen Behandlung unterzogen worden waren.
Daniele Vecchiatos Dissertation „Verhandlungen mit Schiller“ greift mit dem Verhältnis des Dichters zur Geschichte ein klassisches Thema der Schiller-Forschung auf. Standen lange Zeit die historischen Dramen Schillers im Fokus der Forschung, so fand in den vergangenen 20 Jahren auch seine Geschichtsschreibung verstärktes Interesse.
Peter Hacks hatte sein politisches und künstlerisches Schicksal eng mit dem real existierenden Sozialismus der DDR verknüpft; sein Konzept der sozialistischen Klassik, das er seit den 1960er Jahren als Grundlage seiner Poetik entwickelt hatte, hatte als Basis den real existierenden Sozialismus unter Ulbricht. Nun ist aber bekanntlich diese Basis noch zu seinen Lebzeiten weggebrochen; obwohl damit eigentlich die Grundlage seiner Arbeiten entfallen ist, hat das den Dichter Hacks nicht in seiner Produktivität beeinträchtigt.
Wer sich mit der Literaturgeschichte der DDR beschäftigt und sich an deren Anfänge begibt, dem begegnen früher oder später voluminöse Romane mit so prosaischen Titeln wie „Stahl“, „Roheisen“ oder dem etwas poetischeren „Helle Nächte“. Die Autoren sind oft unbekannt, wenn man von einigen noch aus der Weimarer Republik bekannten Namen wie Willi Bredel, Eduard Claudius oder Hans Marchwitza einmal absieht. Lässt man sich auf eine Lektüre ein, dann kann sich diese sowohl inhaltlich als auch formal mühsam gestalten. Denn es handelt sich um eine Literatur, die den damaligen ideologischen Auftrag der SED, den Leser für den Aufbau des Sozialismus zu gewinnen, annahm und die Herausforderungen bei der Errichtung einer neuen Schwerindustrie und der Umgestaltung der Landwirtschaft literarisch umzusetzen versuchte.
Betrachtet man die Entwicklungslinien der Rezeption Carl Einsteins, fällt auf, dass sie grob einer konjunkturellen Logik folgt: Nach seiner ‚Wiederentdeckung‘ in den 1960er Jahren, die eine erste Ausgabe seiner Schriften sowie eine erste, das Material sichtende Monographie hervorbrachte, entsteht zunächst eine stark politisierte Rezeption in den siebziger Jahren; schließlich ab Mitte der 1980er Jahre eine Hochkonjunktur der Einsteinforschung mit der Reclam-Ausgabe des „Bebuquin“ 1985, zwei unterschiedlichen Werkausgaben sowie einer Reihe hochkarätiger Studien, die schließlich 1994 in der Veröffentlichung von Klaus H. Kiefers Habilitationsschrift und Moritz Baßlers Dissertation kulminieren, die, obgleich sehr unterschiedlich interessiert, der Forschung immer noch als Standards gelten.
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